Karpfenangeln – Hobby oder Wahnsinn?
Seit nunmehr 1999 fröne ich dem Karpfenangeln. So manch einer kennt die Schlepperei und die vielen Vorbereitungen. Ganz zu schweigen von der Arbeit, die, der Karpfenfischer letztendlich am Gewässer selbst hat. Kaum ist man dann wieder zu Hause geht der Zirkus auch schon weiter. Schon am Sonntag kreisen die Gedanken. Das Wochenende läuft nochmal Revue. Die Freude über den Karpfen der letzten Stunden wird mit den Freunden geteilt. Später kreist das Wirrwarr im Schädel auch schon wieder um die nächste Füttersession und das kommende Wochenende…Lach, manch einer wird sich mir anschließen, wenn auch auf Arbeit eines der Gesprächsthemen das Angeln auf Karpfen ist.
Am Donnerstag war ich immer froh, wenn endlich Feierabend war. Los geht´s. Ab ans und auf´s Wasser. Am Gewässer angekommen, war das Mission Floh schnell aufgebaut und ´ne kleinere Menge Baits und Peletts incl. Mario im Boot verstaut. Per Landmarke ist auch der bzw. die Spots schnell gefunden. Der Blick durch den Spotfinder sagt, dass unten Ruhe ist. Sachte und ohne größere Wellen versenke ich das wenige Futter.
Was will der Typ den immer mit seinem WENIGEN Futter? – werden die Hunter fragen. Nun – erstens bin ich aus gewässerbiologischer Herangehensweise nicht für zu viel Futter, denn es trägt zu einen gewissen Teil zur Eutrophierung der Gewässer bei. Auch die Art des Gewässers spielt dabei eine Rolle. Einem nährstoffarmen Kristall See schaden unsere Boilies sicher weniger, als einem total verschlammten Kanal, der im landwirtschaftlichen Einzugsgebiet liegt. Wenig auch, wenn ich sehe ich bin am Wasser nicht der einzige Carphunter. Erstens riskiert man beobachtet zu werden und den anderen eine Stelle zu füttern.
Zweitens sagt meine Erfahrung, dass wenn noch andere Karpfenangler am Wasser sind, die Fische bei zu viel Futter eher scheu auf den Futterplatz reagieren.
Aber zurück zum Thema! Karpfenangeln, ist das nun ein Hobby oder Wahnsinn? Unsere Freizeit nutzen wir sehr gut indem wir viel Zeit in der Natur verbringen. Die Hausärzte werden sicher Pluspunkte dafür geben. Aber ´ne Pille gegen das Karpfenfieber haben auch sie nicht zur Verfügung. So kam es dazu, dass ich von Mitte August 2013 bis August 2014 vollkommen im Fieberrausch jedes und ich betone wirklich jedes Wochenende draußen war, um meine Lieblinge zu ärgern.
Liegt das nun am Alter oder wie? Jedenfalls habe ich durch diese Aktion irgenwie die Lust verloren. Hab ich mir das Hobby eventuell versaut? Bin ich gar geheilt vom Karpfenfieber? Ich weiß es nicht. Die Euphorie, mit der ich all die ganzen Jahre den Karpfen hinterher gejagt bin, ist irgenwie abgeflacht. Dem Respekt gewichen – dem Respekt vor dieser archaischen Urkreatur, dem Karpfen. Auch wenn wir engagierten Karpfenangler und auch andere Speziemenhunter alles tun, um den Fisch nicht zu verletzen. Die Fischer haben gar eine weiche Matte, um dieses Risiko noch weiter zu vermindern. Doch letztendlich reißen wir das Wesen aus seinem biologisch benötigten Habitat. Und wofür? Für ein Foto! Ich habe es schon in den letzten Sessions so gehandhabt, dass ich kleinere Fische erst gar nicht „belege“, sie eher gleich im Kescher abhake und – huch!!! Ist das Schwein mir doch entwischt…
Aber was soll das Ganze, ich habe ja eh kaum noch Zeit für die Gelben!!
Gruß Mario